Von Friedericke Stückler
Nachdem im Frühjahr die Sanierung der seit 1971 bestehenden Uferstraße mit der Ufermauer entlang der Salzach beginnen wird, geht Stadtheimatpflegerin Friedericke Stückler auf die Geschichte der Ufermauer ein.
Vom 13. bis 15. Jahrhundert wurde die Burg von Burghausen in ihrer heutigen Größe ausgebaut. Unterhalb der Burg siedelten sich Fischer, Handwerker, Kaufleute und Bürger, sowie die Mautner in ihrem Schloss, an. Nach dem großen Brand von 1504, bei dem fast alle Häuser vernichtet wurden, baute man die Stadt in typischer Inn-Salzach – Architektur am Fluss neu auf. Die bunt verputzten, größtenteils schmalen Häuser entlang der Salzach wurden mit meist quer zum Fluss gestellten Giebeln, Richtung Grüben mit hochgezogenen Giebelfassaden, Richtung Salzach oft mit ausladenden Giebeldächern und dunklen Holzbalkonen, errichtet. Viele Häuser hatten auf ihrer Rückseite Gärten bis zum Fluss.
Den schönsten Blick auf die bis heute historisch und topographisch fast unversehrte einzigartige Altstadt und Burg hat man vom österreichischen Salzachufer aus.
Viele Jahrhunderte hindurch war die Altstadt der ständigen Bedrohung durch Hochwasser ausgeliefert. Ein außergewöhnlich starkes Hochwasser verursachte im tiefer gelegenen Südteil der Altstadt 1954 und 1959 hohe Sachschäden. Folge der schlimmen Überflutung war der Auszug vieler Bewohner und Ladeninhaber.
Für kurze Zeit wurde in Burghausen eine „großzügige Sanierungsmaßnahme“ favorisiert, bei der sämtliche Häuser entlang der Grüben und der Spitalgasse abgebrochen werden sollten. (Zwischengutachten der Arbeitskommission der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung 1961) Auch die Möglichkeit des Einbaues einer durchgehenden Arkadenreihe in der Häuserzeile zur Salzach hin, als Verkehrsentlastung für die Grüben, wurde überprüft. Gegner dieser Radikallösungen drängten zu dem für uns heute selbstverständlichen Beschluss, grundsätzlich die Altstadt zu erhalten und nach anderen Lösungen zum Schutz vor Hochwasser zu suchen.
So entschied man sich Mitte 1960 neben dem Hochwasserschutz auch eine Verbesserung der Verkehrsführung und eine Lösung für die Entwässerung der Altstadt anzugehen.
Man entschloss sich für den Bau einer Hochwasserschutzmauer. Viele Alternativen wurden diskutiert bis man sich darauf einigte, hinter der Schutzmauer eine zweispurige Uferstraße mit Gehweg zu errichten. Endgültig wurde der zweispurige Verkehr auf der Uferstraße erst Anfang der 90er Jahre dann umgesetzt.
Unter der Uferstraße wurde ein ca. 2 m breiter und ca. 3 m hoher Sickerschacht geplant, der nahezu über die ganze Länge der Salzlände mit der Ufermauer verbunden ist. Der Entwässerungskanal sollte das Hangwasser von der Burg und das Grundwasser der Altstadt aufnehmen , es zum Pumphaus in der Spitalgasse führen, von dort in die Salzach leiten oder bei Hochwasser in die Salzach pumpen.
Die Frage, wie diese Hochwasserschutzmauer auszubilden sei, war nicht nur von wasserbautechnischer Art, sondern auch von wesentlicher städtebaulicher Bedeutung. Um die historische Ansicht der Stadt vom Fluss her möglichst wenig zu beeinträchtigen, war die Höhe der Mauer und deren Ausbildung äußerst wichtig. Die gewählte endgültige Mauerhöhe (man einigte sich auf eine mittlere Höhenlage der Mauer, womit alle Hochwasser seit den Pegelmessungen vom 13.9.1899 mit 9,28 m am Burghauser Pegel abgehalten hätten werden können) hatte als Konsequenz, dass die Erdgeschosshöhe der angrenzenden Häuser fast ein Geschoß tiefer zu liegen kam, als die Mauerkrone.
Die früheren kleinen Gärten zum Fluss mussten weichen.
Das Gutachten der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung empfahl bereits 1964: „Um die wichtige Ansicht der Stadt vom Fluss her möglichst wenig zu beeinträchtigen, sollte die Mauer stark gegliedert werden. Außerdem wurde eine teilweise Aufstockung der Flussuferhäuser und das Drehen einiger parallel zum Fluss stehender Dachgiebel empfohlen, so dass die historischen Gebäudeproportionen in etwa wieder erreicht werden“ und der aus dem Mittelalter gewachsene unverwechselbare Charakter der Einheitlichkeit des Stadtbildes erhalten blieb.
Diese Baumaßnahmen veränderten die Uferfassaden im ehemaligen Gartenbereich stark. Sie entwickelten sich zu Vorderfassaden entlang der Uferstraße. Drei Häuser und ein Teil der alten Stadtmauer mussten für die Anbindung der neuen Uferstraße überplant und abgebrochen werden.
Viel Sorgfalt wurde auf die Ausbildung der langgesteckten Ufermauer gelegt. Treppen zum Fluss, Rücksprünge, Auskragungen und eine kleine Aussichtskanzel gliedern die Mauer räumlich und lebendig. Die grob gespitzte Betonoberfläche ähnelt dem Nagelfluh der Umgebung.
Diese politisch mutige Entscheidung in den 1960 er Jahren für den Bau der Hochwassermauer aus Stahlbeton stellte für die Bewohner der Altstadt während der fast zweijährigen Bauphase von 1969 bis 1971 eine große Herausforderung dar.
Die gesamte Altstadt von Burghausen wurde 1973 als schutzwürdiges Ensemble eingetragen. ( Bayerisches Denkmalschutzgesetz)
2016 wurde zusätzlich noch ein mobiler Hochwasserschutz von bis zu 0,60 m angebracht.
Dafür ist die Altstadt bis heute, nun seit mehr als 50 Jahren, vom Hochwasser verschont geblieben.
Bei Untersuchungen des Bauwerks wurde nun festgestellt, dass die Eisenbewehrungen des Sickerschachts angegriffen sind und eine umfangreiche Sanierung mit hohen Kosten nicht mehr aufschiebbar ist. Natürlich wird die Baustelle auch diesmal die Anwohner stark beeinträchtigen, wobei die Organisation so geplant ist, dass die Einschränkungen möglichst gering sein sollen.
Von politischer Seite wurden Überlegungen, die Verkehrsführung im Zusammenhang mit der Baustelle zu überdenken, zurück gestellt.
Ein Staatsvertrag aus dem 19. Jahrhundert hat die Staatsgrenze genau in der Mitte der Salzach festgelegt. Somit darf die Uferlinie nicht einfach, z.B. durch ein Auskragen eines Fußwegs bei der Ufermauer, versetzt werden. (Statische Probleme kommen dazu)
Damit bleibt es bei der jetzigen, zu bestimmten Zeiten, stark befahrenen zweispurigen engen Straße, mit nicht sehr breiten Parkplätzen und einem teilweise recht schmalem Gehweg.
Trotzdem ergibt sich die einmalige Gelegenheit, im Zuge der technisch notwendigen Bauarbeiten unter der Uferstraße, in geringem Umfang Gestaltungsmaßnahmen für die Oberfläche umsetzten zu können. Das Gesamtbild des Straßenverlaufs kann in Teilbereichen, vor allem unter Einbeziehung der vorhandenen Plätze und Durchgänge zu den Grüben, verbessert werden. Freiflächen für Grün und Sitzmöglichkeiten können genutzt werden. Die Möglichkeiten, die sich aus der unmittelbaren Nähe zum Fluss anbieten, werden die Aufenthaltsqualität in der Altstadt für ihre Bewohner und für Besucher erheblich steigern.